Hallo liebe Blogtour-Freunde und Liebhaber historischer Romane,
ich heiße euch herzlich Willkommen zum vierten Tag unserer Blogtour zu “Funkenflug” von Izabelle Jardin!
Gestern konntet ihr bei der lieben Manja von Manjas Buchregal etwas über die Besonderheiten der Vergangneheit und Gegenwart lesen, bei mir dreht sich heute alles um die Traditionen der damaligen Zeit!
Traditionen – Eingestaubt?
Hinsichtlich der Regeln des Adels, was Ansehen und Ehre betrifft, bin ich froh den Traditionen und Formen der damaligen Zeit entkommen zu sein und in der heutigen Zeit zu leben. Denn die liebe Clara wurde durch die gezwungene Heirat mit Henry Ames in so manche für sie ungewohnte Formen gepresst um der Etikette zu entsprechen.
Immerzu geht es dabei um das Ansehen, die Ehre und Wertschätzung in der Welt der Reichen. Einfache Leute werden dabei nicht beachtet, sie stehen auf den untersten Gesellschaftsklassen und mit Ihnen gibt man sich nicht ab. Sie gelten als reine Arbeiterbienen und dienen nur dem Zweck der Produktion und Förderung eines Unternehmens um Gewinn einzubringen. Ihr eigentliches Leben hat keinen Wert und ihre Person nicht von Belang. Sie sind um es hart auszudrücken “dummer Abschaum”.
Auch ist Clara ja eigentlich eine Frau, die sich den Mund nicht verbieten lässt und gerne mal in Themen einmischt, allerdings hat eine Frau zu schweigen. Besonders wenn es um politische und finanzielle Angelegenheiten geht. Dies allein sind Themen, denen sich die Männer widmen dürfen. Frauen haben dabei nur schön auszusehen. Sie sind ein Souvenir, welches man gerne präsentiert um sich mit ihrer Jugend und Schönheit zu schmücken, dass sie in der Lage sind viele Nachkommen zu gebären.
Tja, und sobald es wirklich darum geht Nachkommen zu gebären, haben sie jegliche Rechte verloren. Alles zum Wohle des Kindes. Es ist sogar öffentlich bekannt, dass die Männer sich von ihren schwangeren Gemahlinnen abwenden und das Bett derweil mit anderen Frauen teilen.
Aber besonders hart finde ich es, dass den frisch gebackenen Müttern, direkt nach der Geburt das Kind entrissen wird. Sie dürfen es nicht selber stillen, da der Milcheinschuss sonst gestärkt wird und sie ohne zu säugen schneller wieder gebärfähig sind. Die Kinder werden zu Ammen gebracht und wenn sie ein wenig großer sind von Kindermädchen und Lehrern erzogen.
Auszug aus Claras Tagebuch
Disziplin! O ja, Disziplin steht immer an erster Stelle. Manche Träne habe ich geweint, wenn ich mit ansehen musste, wie erst die Ammen, dann die Nannys und Hauslehrer die Kinder drillen. Funktionieren sollen sie. Wie die Marionetten. Schon die auf die Minute geregelten Trinkzeiten der Babys haben mich aufgeregt. Können Säuglinge nicht dann gefüttert werden, wenn sie hungrig sind? Dürfen sie nicht an der Brust liegen, bis sie einschlafen? Warum sollen sie im Dunkeln allein in der Wiege liegen, ohne dass ich auf ihr Weinen reagiere, zu ihnen eilen, sie hochnehmen und trösten darf? Müssen sie in so engen Bündeln ausharren, ohne sich jeweils frei bewegen zu können, bis sie den Windeln halbwegs entwachsen sind? Herzzerreißend war es schon damals, den kleinen John auf dem Wickeltisch zu erleben, als er rein zum Zwecke der Säuberung ausgepackt wurde und sich sein immer so geduldig wirkendes Gesichtchen vor Freude auf einmal vollkommen veränderte, er mit den Beinchen strampelte, mit den winzigen Fingern nach meinem Daumen griff und vergnügte Laute von sich gab, bis man ihn wieder gebändigt und fest eingewickelt hatte und sein Lachen erstarb. Alle. Alle vier hat man so eingeschnürt. Damit sie ruhig sind, damit ihre Gliedmaßen schön gerade wachsen. Was nützt all der Zierrat bunt bestickter Bänder, wenn sie darin wie fette unbewegliche Maden und gar nicht mehr wie junge Menschlein wirken?
Sobald sie der Wickelung entronnen sind, geht es weiter mit dem kostbaren Zierrat; wie kleine Erwachsene kleidet man sie. Überschüttet sie mit diversesten Spielzeugen, die doch immer nur tote Gegenstände bleiben und niemals die Fantasie so anregen, wie es eine Erziehung im Einklang mit der Natur vermag. Niemals dürfen sie durch den Park tollen, müssen gesittet schreiten, sobald sie laufen können, werden angehalten, sich sofort die Hände zu waschen, sobald sie Peter oder Sheadie auch nur über die Köpfe gestreichelt haben. Nicht einmal Sheadies entzückende Welpen durften sie auf den Arm nehmen, obwohl ich mehrmals versuchte, ein gutes Wort einzulegen. Verbote. Überall stoßen die Kinder auf Verbote, Normen und Regeln. Selbst jedwede Art von körperlicher Ertüchtigung ist von diesen starren Regularien durchzogen, lässt keinen Raum für freie kindliche Entfaltung. Kein Stäubchen darf sich finden auf den reinweißen Strümpfchen, kein Fleck die strahlend sauberen Krägelchen verunzieren. Wie makellos schöne, leblose Puppen kommen mir die Kinder manchmal vor. Schreien möchte ich, damit ich Regungen in ihren disziplinierten Gesichtern sehe! Aber was würde Henry mit mir machen, wenn ich es täte? Mich noch mehr drangsalieren, noch besser wegsperren? Mein Gott, freie Körper, freie Geister können doch aus ihnen nicht werden! Schwermut ergreift mich, denke ich an meine eigene Kindheit zurück, in der die Eltern leitendes, aber niemals einengendes Vorbild gewesen sind und mir, genauso wie den Geschwistern, Raum zur Persönlichkeitsbildung gelassen haben. Nein! Ich habe keinerlei Sorge, dass die Kinder auch die Prozedur des Modellstehens geduldig und in der geforderten Disziplin über sich ergehen lassen werden. Und ich werde still sein, nicht aufbegehren, denn es würde alles nur noch schlimmer machen.
(Quellenangabe: Funkenflug | Izabelle Jardin | Seite 381/382)
Gewinnspiel
Preis: 3x je ein Paket mit „Funkenflug“ in Print, einer Fantasse und passendem Lesezeichen
Was musst du tun um in den Lostopf zu hüpfen?
Um am Gewinnspiel teilzunehmen, kannst du jeden Tag 1 Los sammeln indem du die jeweilige Tagesfrage beantwortest!
Gewinnspielfrage:
Wie würdest du dich verhalten, wenn man dich in die Regeln des englischen Adels 1850 pressen wollen würde? Speziell als Frau, wie würdest du damit umgehen, wenn man dir dein Kind direkt nach der Geburt nehmen würde, damit es nach den Standarts des englischen Adels aufwächst?
Teilnahmebedingungen:
Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt ihr euch mit den Teilnahmebedingungen einverstanden!
Teilnahmeschluss ist am 07.12.2017 um 23:59 Uhr!
Funkenflug
Manchmal glühen die Funken der Vergangenheit im Feuer der Gegenwart weiter.
Constantin ist die Liebe ihres Lebens. Daran hat Faye Duncan keinen Zweifel. Deshalb will die Journalistin ihren Freund auf dem Schloss seiner Ahnen heiraten.
Aber Constantins Vater ist damit nicht einverstanden. Tradition verpflichtet und Faye genügt nicht seinem ausgeprägten Standesdünkel. Doch so leicht gibt die selbstbewusste Faye nicht auf.
Als sie das alte, wunderschöne Gemälde der Urgroßmutter Constantins entdeckt, fängt sie an, fieberhaft zu recherchieren. Nach und nach taucht sie ein in ein Familiengeheimnis, das sie zurückführt ins viktorianische Zeitalter und in die Lebens- und Liebesgeschichte dieser faszinierenden Frau. Für Faye beginnt die Reise in eine Vergangenheit voller Tragik und Schicksalsschläge, an deren Anfang ein unglaubliches Ereignis steht: eine nicht standesgemäße Verlobung im August 1851 … und der Funke eines Feuerwerks, der mehr entfacht als bloße Leidenschaft.
Izabelle Jardin verknüpft das Leben zweier Paare über Jahrhunderte hinweg. Auf zauberhafte Weise entführt sie die Leser in eine längst vergangene Epoche voller dramatischer Ereignisse.
Izabelle Jardin
Izabelle Jardin studierte Sozial- und Politikwissenschaften in Oldenburg und Braunschweig. Sie lebt mit ihrer Familie in einem verschlafenen norddeutschen Dorf, ist Mutter zweier Söhne und verheiratet mit dem »idealen Mann«, der ihr jede Unterstützung beim Schreiben und Veröffentlichen ihrer Bücher gewährt. Der erste Roman der passionierten Reiterin und Pferdezüchterin erschien 2013 im Selfpublishing. Schnell wurden Verlage auf die Autorin aufmerksam. Neben erfolgreicher Zusammenarbeit mit verschiedenen namhaften Verlagen verfolgt Izabelle Jardin weiterhin auch den Weg des eigenverantwortlichen Publizierens.
(Bildquelle: http://izabellejardin.de/)
Übersicht der teilnehmenden Blogs:
01.12. – Funkenflug – Manjas Buchregal
02.12. – Faye Duncan – Reading Books
03.12. – Vergangenheit & Gegenwart – Besonderheiten – Manjas Buchregal
04.12. – Traditionen – Eingestaubt? – Elchi’s World of Books & Crafts (bei mir)
05.12. – Interview mit Izabelle Jardin – Bibilotta
06.12. – Clara Henriette – Claudis Gedankenwelt
Bewerbung bis einschließlich 7. Dezember 2017 – 23:59 Uhr möglich!
08.12.2017 erfolgt die Gewinnerbekanntgabe bei Netzwerkagentur Bookmark.
Schon morgen geht es bei der lieben Bianca von Bibilotta mit einem Interview mit Izabelle Jardin weiter…
Wir würden uns freuen, wenn ihr auch morgen wieder vorbei schaut!
Ganz liebe Grüße
eure Elchi
Ich würde versuchen mich mit all meiner Kraft gegen zu wenden denn ein Mutterherz und die Liebe zum Kind können Unglaubliche Kräfte wirken und ich würde mich auch zu der Zeit in nichts reinzwingen lassen wollen, und einfach versuchen für Mich und meine Lieben zu kämpfen!
VLG Jenny
Hey!
Mit dem Wissen von heute würde ich wohl wie eine Löwin um mein Kind kämpfen und es mir nicht wegnehmen lassen. Eher würde ich mit dem Kind fliehen. Wäre ich zu damaliger Zeit aufgewachsen, dann hätte ich nichts unternommen. Ich neige dazu, mich den Gepflogenheiten der Zeit anzupassen und eher nicht aufmüpfig zu sein. Von daher wäre es ja normal gewesen und damit hätte ich es akzeptiert.
LG
Yvonne
Huhu,
ich finde die Frage schwierig, heut zu Tage wäre wohl die Hölle los.
Radau ohne Ende Scheidung usw.
Aber zu der Zeit schwierig vielleicht versuchen ihn um den Finger zu wickel,
viele Möglichkeiten bleiben ja nicht.
Frauenrechte waren noch nicht so och im Kurs.
Ohne jetzt zuviel verraten zu wollen hatte sie es ja eigentlich noch gut, für die Zeit.
Liebe Grüße
Ute
Hallo und vielen Dank für diesen schönen Beitrag zur Blogtour! Ich denke, ich würde eher aus der Gesellschaft aussteigen und auf irgendwelche Privilgien verzichten, als so etwas mitzumachen…Ich denke nicht, dass ich es akzeptieren könnte, dass jemand anderes über mein Kind entscheidet. Eher würde ich mich wehren und (zusammen mit meinem Kind) die Flucht ergreifen.
LG
Katja
Vielen Dank für den tollen Beitrag.
Der Gedanke, mich in das gängige Gesellschaftssystem vom 1850 pressen zu müssen, ist schrecklich. Ich liebe die Geschichte, lese gerne darüber, doch gerade als Frau hatte man damals wirklich nicht viele Rechte. War man privilegiert, hatte man keine Not, keinen Hunger oder musste hart arbeiten. Leider bezahlte man diese Annehmlichkeiten mit dem Verlust an Freiheit. Man wohnte in einem goldenen Käfig, war Spielball und musste sich so verhalten, wie es von einem erwartet wurde. Wahrscheinlich hätte ich es damals nicht so schlimm gefunden, hätte ich doch nichts anderes gekannt, heute aber, mit all den Vergünstigungen, Rechten und Freiheiten, ist der Gedanke schrecklich!
Liebe Grüße
Martina Suhr