Guten Morgen ihr Lieben,
vor einigen Tagen habe ich euch ja bereits das Cover und den Klappentext zum ersten Band der “Sirens Call” – Dilogie von Jessica Wismar präsentiert. Heute habe ich im Rahmen der Blogtour der Autorin ein paar Fragen zu ihrer Person und der Entstehung der Geschichte gestellt. Ich finde die Antworten sind sehr interessant.
Interview mit Jessica Wismar
Ab wann war dir bewusst, dass du Autorin werden wolltest? Was hat dich dazu bewegt?
So richtig bewusst habe ich die Entscheidung erst nach meinem Debüt getroffen. Davor wollte ich einfach mal irgendwie ein Buch veröffentlichen. Nur eins … Dass ich nach meinem Debüt mehr wollte, war das erste bewusste Bekenntnis zu einem Leben als Autorin mit allen schönen und ätzenden Dingen, die dazu gehören.
Gibt es in deinen Büchern Parallelen zu eigenen Erfahrungen, die dich dazu inspiriert haben? Bzw. woher nimmst du deine Inspiration?
In jede meiner Geschichten fließen bewusst – und bestimmt auch unbewusst – alle möglichen Erfahrungen, Überzeugungen und Gedanken von mir ein. Das schöne ist, man weiß nie welche wirklich mir entspringen und welche einfach nur gut recherchiert oder empathisch formulierte Ansichten sind. Zum Beispiel dachten einige Leser*innen nach Eloise ich sei tief gläubig. Tja, bin ich nicht. Meine Inspiration finde ich daher auch immer in meinem Leben.
Gibt es Autoren, die dir ein Vorbild sind oder dich inspirieren?
Einige sogar, aber auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Wenn es um epische High Fantasy mit genialen Wendungen geht, himmele ich Jim Butcher und Trudi Canavan an. Wenn es um die Marke Autorin geht, beeindruckt mich Marie Graßhoff sehr. Marah Woolf eifere ich in der Gestaltung der Bücher nach. Sie bringt viele ihrer Geschichten im Selfpublishing heraus und schafft trotzdem ein Buch mit liebevollen Details, das habe ich mir zum Ziel für meine SP-Werke genommen. Was den Stil angeht, suche ich noch jemanden, dem ich nacheifern möchte.
Wie kommt es, dass du Fantasy schreibst und nicht z. B. Thriller oder historische Romane? Was fasziniert dich an diesem Genre?
Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Ich glaube ich schreibe am liebsten, was ich auch am liebsten lese. Eloise ist eine Dystopie, Mitternachtsschwarz High Fantasy, Sirens Call jetzt eine Urban Fantasy Geschichte und in meiner Schublade schlummert auch noch ein Sci-Fi-Urban Fantasy-Hybrid, den ich 2022 im Selfpublishing bringen möchte.
Wer sind die Helden deiner Kindheit? An welche Buchfiguren oder Filmfiguren hast du die meisten Erinnerungen?
Ich muss gestehen, es gibt keine. Ich war nie der Typ, der irgendjemanden auf ein Heldenpodest hebt, weder reale noch fiktive Personen. Für mich hat jede:r Stärken und Schwächen. Helden erscheinen mir oft Verklärungen einer Person oder Rolle zu sein, bei der ihre Schwächen ignoriert werden.
Wie entstand die Idee zur „Sirens Call“-Dilogie? Wie bist du bei der Recherche dazu vorgegangen?
Durch Musik. Ich höre beim Schreiben immer epische Musik und ein Lied hat sofort das Bild von Sirenen geweckt. Es gibt so viele Mythen dazu, dass ich mich gefragt habe, wie diese entstanden sein könnten. Also habe ich Sirenen mal anders erschaffen und hier und da Erklärungsansätze für die Mythen in die Geschichte einfließen lassen. Meine Recherche hat sich vor allem auf den realen Teil der Urban Fantasy konzentriert, also auf Island. Welche Strände gibt es? Wie sehen die Küsten aus? Wann geht die Sonne auf und wann geht sie unter? Wie lange ist Dämmerung? Wie ist der Unterschied zu einem Bergsee in den Alpen? Orte, Buchten, Menschen, Kultur. So was eben.
Wie war der Werdegang der Geschichte während des Schreibens? Welche Höhen und Tiefen hast du während des Schreibens der „Sirens Call“-Dilogie durchgemacht?
Sirens Call ist mein erstes Buch nach meiner Entscheidung Autorin zu werden. Mit dieser Entscheidung habe ich begonnen mein Handwerk zu lernen und als erstes Plotten gelernt. Die Sirenen waren also mein erstes echt geplottetes Buch. Da ich vorher eine hundert Prozent frei Schnauze Schreiberin war, war das »Runterschreiben« gähnend langweilig. Es war Arbeit. Das mochte ich überhaupt nicht. Das war definitiv ein Tief. Dadurch habe ich aber herausgefunden, dass ich eine Mischung brauche und mich wieder einen Schritt weiterentwickelt. Ein grobes Plotgerüst, in dem ich mich frei austoben kann, ist die Lösung und damit fühle ich mich sehr wohl. Als ich das für mich herausgefunden hatte, konnte ich besser an die für mich so langweilige Geschichte herangehen und nochmal überarbeiten. Dabei ist die Hauptwendung entstanden und ich konnte vielen Charakteren mehr Tiefe verleihen. Danach hat sich die Geschichte richtig gut angefühlt.
Deine Geschichte dreht sich ja wie gesagt um Sirenen. Wie kam es, dass du eine Geschichte über diese geschrieben hast? Was fasziniert dich an diesen Wesen so?
Wie es dazu kam, habe ich ja oben schonmal geschrieben. Tatsächlich fasziniert mich nicht so viel an ihnen. Ich mag das Meer und alles darin eigentlich gar nicht wirklich. Was mich aber fasziniert und schließlich gepackt hat, war einer eingefleischten Vorstellung zu einem Fantasiewesen eine neue Note hinzuzufügen, es mal anders zu machen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das jede/n Autor:in antreibt.
Wenn du einen Tag lang in deiner eigenen Geschichte verbringen könntest? Was würdest du gerne erleben?
Das Gefühl, wenn das Wasser über den Körper gluckert und zurück ins Meer fließt. Ich bin ein richtiger Frierfrosch und nass zu sein ist da echt mies. Mich so einfach und so schnell trocknen zu können wäre genial.
Wie viel Einfluss hattest du bei der Mitgestaltung des Covers zu „Sirens Call – Gegen den Strom“?
Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich gestaunt habe, als ich erfahren habe, dass ich das mit der Designerin komplett frei gestalten darf. Natürlich musste ich mit dem Verlag Rücksprach halten, aber ich durfte meine Idee komplett so umsetzen, wie ich es mir gewünscht habe. Dass Anna dann so ein hammer Ding aus meiner Idee gemacht hat, war ein unglaubliches Gefühl. Es war noch besser als in meiner Vorstellung. Ich glaube das wird mein overall Lieblingscover.
Wie sind die Protagonisten entstanden? Gab es für sie eine Vorlage oder haben sie während des Schreibens einen freien Willen entwickelt?
Neben Plotten habe ich auch Pinterest für mich entdeckt. So gesehen gibt es also »Vorlagen«. Für beide mehrere Bilder, von denen ich je ein Detail nutze und zu einer neuen Person zusammensetze. Der Rest ist komplett während der Geschichte entstanden. Inzwischen nutze ich Charaktersheets für meine Figuren, aber auch die bekommen während des Schreibens noch immer neue Facetten.
Was war bei der „Sirens Call“ die größte Herausforderung?
An die Geschichte zu glauben. Ich bin – wie wohl die meisten Autor:innen – schnell mit Zweifeln. Dann lief mein Debüt nicht so wie der Verlag es erwartet hatte, ich habe einige Fehler gemacht und hatte unheimliche Angst gar nicht zur Autorin zu taugen. Da an eine Geschichte zu glauben, war mich eine riesige Herausforderung.
Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zum fertigen Buch? Was gehörte neben dem Schreiben noch alles vor allem an Zusammenarbeit dazu bis es zur Veröffentlichung kam?
Zum fertigen fertigen Buch? Eineinhalb Jahre. Von der Idee bis zur ersten fertigen Manuskriptversion? Sechs Wochen. Ich hatte entschieden Autorin zu werden und ich bin so ein Mensch, der leidenschaftlich für etwas brennen kann und zum Workaholic mutiert, wenn ich etwas will. Und ich will Autorin sein.
Mit welchen drei Adjektiven würdest du die „Sirens Call“-Dilogie umschreiben?
Leidenschaftlich, rau, vielschichtig
Welches ist dein Lieblingszitat oder deine Lieblingsstelle aus „Sirens Call – Gegen den Strom“?
Die Stelle am Strand, zu der ich auch die Illustration habe anfertigen lassen, ist meine Lieblingsszene. Es ist eine absolute Schlüsselszene, sowohl für die beiden als auch für die Geschichte. Ein Lieblingszitat habe ich nicht. Es fühlt sich irgendwie merkwürdig an einen Satz aus meinem eigenen Werk herauszupicken. So ne Mischung aus Selbstbeweihräucherung und Bevorzugung eines Kindes, immerhin ist jedes Wort Teil meines Buchbabies und wichtig für das Gesamtbild.
Was würdest du davon halten, wenn die „Sirens Call“ verfilmt werden würde? Wie sähe deine Wunsch-Besetzung der Hauptcharaktere aus?
Ich würde vor Freude hüpfen und hätte gleichzeitig Panik, dass sie es komplett verhunzen. Ich mag wirklich nur sehr wenige Buchverfilmungen. Eine Wunschbesetzung gibt es nicht. Wobei, wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich mir Ian Somerhalder gut als Mika vorstellen.
Wie dürfen wir uns deinen Arbeitsplatz vorstellen? Herrscht dort eher das „Kreative Chaos“ oder steht alles an seinem Platz und ist perfekt durchorganisiert?
Also … ich mag den Schreibtisch aufgeräumt, aber… ich bin ein kompletter Zettelmensch. Ich habe ein riesiges Whiteboard voller Post-its, dann skizziere ich mir Karten und notiere mir alles Mögliche auf Blätter, die dann auf meinem Tisch rumliegen, zusammen mit Ergänzungspost-its und Naschzeug. Und bevor jetzt so ein romantisiertes Bild von tollen Skizzen und süßen Zetteln entsteht, ich habe eine absolute Sauklaue und bin komplett talentfrei beim Zeichnen. Es hat seinen Grund, weshalb meine Karten-Designerin immer um eine Sprachnachricht mit den Namen fragt. Also ehrlich wäre wohl: Chaos. Selbst wenn ich mal aufgeräumt habe, hält der Zustand vielleicht drei Tage. Aber ich komme klar und beherrsche mein Chaos auch ganz gut. Das ist alles, was zählt.
Kannst du uns schon verraten welche Projekte für die Zukunft geplant sind?
Am 30.9. kommt ein High Fantasy Einzelband, der in einer Welt spielt, die ich so ausgelegt habe, dass ich immer wieder für eine weitere Geschichte dorthin zurückkehren kann. Für nächstes Jahr plane ich wie gesagt diesen Genrehybrid, der im Grunde eine Superheldengeschichte mal anders ist (du siehst die Linie, nicht? ) und eine Geschichte, die nicht so leicht einem Genre zuzuordnen ist, aber am ehesten in Richtung Drama-Romance-Mix geht. All das sind Geschichten mit rauen Ecken und Kanten, die nicht gut in ein Verlagskorsett passen, weshalb ich sie im Selfpublishing plane.
In Zusammenarbeit mit Verlagen wird Sirens Call 2 erscheinen und mein NA-Debüt. Außerdem hoffe ich noch ein Zuhause für eine Urban Fantasy Reihe und eine High Fantasy-Trilogie zu finden. Aber das steht noch in den Sternen. Es wird also definitiv weiteren Lesestoff von mir geben.
Wie wichtig sind dir Rezensionen? Liest du sie und wie gehst du mit Kritik um?
Im Grunde weiß ich rein logisch, dass jede Rezension eine subjektive Meinung ist, egal wie objektiv das Gewand erscheint, in dem sie daherkommt. Das zu wissen und auch so damit umgehen zu können, sind aber zwei Paar Schuh. Die ersten Rezensionen haben mich teilweise sehr emotional mitgenommen. Etwas, das so nicht sein sollte und auch nicht sein darf, wenn ich weiterhin schreiben will. Also habe ich einen Weg gefunden mit ihnen umzugehen. Ich weiß, jede:r hat seinen/ihren eigenen Geschmack. Mann/Frau findet unterschiedliche Dinge toll. Deshalb ist mein Umgang wie folgt: Ich lese jede Rezi, sammle die Punkte, die wiederkehren und reflektiere dann für mich, ob ich es so lassen oder ändern will. Langatmigkeit und Wortwiederholungen wurden zum Beispiel in Eloise-Rezensionen häufig angemerkt. Das wollte ich so nicht, also habe ich begonnen daran zu arbeiten und die Rezensionen zu Mitternachtsschwarz haben diese Punkte kaum noch drin. Also sind Rezensionen für mich ein Mittel, um mich weiterzuentwickeln. Dabei darf ich ihnen aber nicht zu viel Bedeutung beimessen, denn sie sind eigentlich dazu da anderen potentiellen Leser:innen zu sagen: Lies das Buch oder spar dir deine kostbare Zeit und vor allem eines: subjektiv. Und rein logisch weiß ich, kein einziger Mensch kann es allen recht machen. Also natürlich wird es Leser:innen geben, die meine Geschichten mögen und solche, die das nicht tun. Mein Ziel sollte daher sein jene, die es tun, zu erreichen und auf meine Bücher aufmerksam zu machen. Mich zu verbiegen, um es den anderen recht zu machen, kommt für mich nicht in Frage.
Die Küsten Islands sind die Heimat der Sirenen, einer räuberischen Spezies, die nur überleben kann, wenn sie die Lebensenergie von Männern stiehlt. Nacht für Nacht gehen sie auf die Jagd, nur damit sie an Macht gewinnen. Für Thalia ist das jedoch eine Qual. Bis sie in dem kleinen Fischerdorf Thingeyrar auf den verletzten Hunter Mika trifft. Es wäre ihre Aufgabe den Feind sofort zu töten, doch Thalia hadert mit sich. Denn der Mann mit den dunklen Schwingen bringt etwas in ihr zum Singen, was nicht einmal das Tosen der Wellen überschatten kann…
Coverabbildung und Inhaltsangabe: © Tagträumer Verlag
Transparenz:
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Autorin Jessica Wismar.
Foto: © Michèle Seifert | Elchi’s World of Books & Crafts
Buchcover und sonstige Grafiken © Jessica Wismar, © Tagträumer Verlag und © Grafikdesign – Anna Fuchsia | Anna Hein