Hallo ihr Lieben,
im Rahmen rund um die Veröffentlichung zu “Die Jäger des Nordens”, dem ersten Band der Raben Trilogie von Manel Cass. Larroh durfte ich der Autorin ein paar Fragen zu ihrer Person und zur Entstehung des Buches stellen. Es handelt sich hierbei um eine Fantasy-Trilogie, deren erster Band ca. 730 Seiten umfasst. Die Trilogie erscheint im Selfpublishing und die Antworten sind mega interessant.
Interview mit Manel Cass. Larroh
Ab wann war dir bewusst, dass du Autorin werden wolltest? Was hat dich dazu bewegt?
Das war mir ehrlich gesagt lange nicht bewusst. Ich habe zwar geschrieben, seit ich 11 war, aber dass ich damit mein Geld verdiene, stand zuhause überhaupt nicht zur Debatte. Meine Eltern waren eher besorgt darum, dass ich Rockstar werden wollte. 🙂
In welchem Genre schreibst du? Und an welches Genre traust du dich nicht ran und warum?
Ich habe mit einfacher Belletristik angefangen. Aber erst, seit ich Fantasy schreibe, verstehe ich, weshalb ich mich dort so eingeschränkt gefühlt habe. Im Fantasy-Genre angekommen zu sein, fühlt sich für mich richtig an. Das heisst nicht, dass ich nur noch Fantasy schreiben werde, aber da ich keine Krimis oder Thriller lese, bleibt das wohl ein Genre, dem ich mich vorerst nicht annehmen werde. Und auch Romance ist eher nicht mein Ding. Ich brauche viel Konflikt und Action. Dazwischen noch eine Liebesgeschichte einzubauen, reicht mir völlig.
Deine Bücher erscheinen im Self-Publishing. War dies eine bewusste Entscheidung? Wieso hast du diesen Weg gewählt?
Meine ersten beiden Bücher habe ich über einen kleinen Verlag veröffentlicht. Damals war ich noch unwissend, und der Verlag steckte noch in den Kinderschuhen. Aber es hat mir doch einiges vor Augen geführt. Vor allem beim Buchmarketing und Lektorat ging gar nichts. Als die Raben Trilogie Form annahm, kam das Problem hinzu, dass kein Verlag einem Newby einen Vertrag für drei Bücher geben würde. Ein solches Risiko gehen die wenigsten ein – zumindest nicht zu meinen Konditionen. Und da ich Visuelle Kommunikation studiert habe, lag es nahe, mich selbst all dem anzunehmen. Auf diese Weise habe ich die volle Kontrolle.
Gibt es in deinen Büchern Parallelen zu eigenen Erfahrungen, die dich dazu inspiriert haben? Bzw. woher nimmst du deine Inspiration?
Das ist eine gute Frage. Ich habe mich auch schon gefragt, wo das alles herkommt. Aber letztendlich sind es einfach Dinge, die mich interessieren. Ich liebe Vögel, Raben ganz besonders. Wer wünscht sich nicht, er könne fliegen? Dann spielen in den Jäger des Nordens auch Erinnerungen eine grosse Rolle – etwas, das mich schon immer fasziniert hat. Wie funktionieren sie? Welchen Einfluss und welche Kraft haben sie? Was können sie bewirken? Was, wenn sie einem genommen werden? Weiter interessiere ich mich sehr für Samurai und Schwertkampf. Manchmal sind es kleine Dinge, die ich habe einfliessen lassen, wie z.B. Namen, die ich irgendwo aufgeschnappt habe und toll finde. Arua ist so ein Beispiel. Den Namen hörte ich in der Wartehalle von Algeciras, bevor ich die Fähre nach Tanger bestieg.
Gibt es Autoren, die dir ein Vorbild sind oder dich inspirieren?
Natürlich! Da wären Scott Lynch, Brandon Sanderson, Brent Weeks. Aber auch außerhalb des Fantasy-Genres, wie z.B. Sibylle Berg, Hanya Yanagihara oder Lukas Bärfuss.
Wer sind die Helden deiner Kindheit? An welche Buchfiguren oder Filmfiguren hast du die meisten Erinnerungen?
Das ist schwer … Donald Duck? 🙂 Ich stand voll auf Gundel Gaukelei. Heidi! Oh! Die unendliche Geschichte! Atreju! Ach ja, und Asterix und Obelix natürlich. 🙂
Wie entstand die Idee zur „Raben Trilogie“? Wie bist du bei der Recherche dazu vorgegangen?
Angefangen hat alles mit einer Kurzgeschichte. Eine Freundin hat mich gefragt, ob ich mit ein paar anderen Autoren zusammen an einem Festival lesen wolle. Der Text sollte nicht länger als 10 min Lesezeit einnehmen und irgendetwas mit der nordischen Götter- oder Sagenwelt zu tun haben. So habe ich die Geschichte von Sam erzählt und wie er angefangen hat, Vogelherzen zu jagen. Und dann kam der Schreibrausch. 🙂
Am Anfang habe ich einfach geschrieben, da gab es keine grosse Recherche. Ich hab es einfach wachsen lassen. Mit der Zeit kamen dann schon verschiedene Themengebiete hinzu, die ich recherchieren musste. Und irgendwann fing ich dann auch an zu plotten.
Wie war der Werdegang der Geschichte während des Schreibens? Welche Höhen und Tiefen hast du während des Schreibens der „Raben Trilogie“ durchgemacht?
Also am Anfang habe ich wirklich einfach geschrieben. Da ich mich damals ja noch nicht einmal als Fantasyautorin sah, habe ich mir nicht einmal Gedanken darüber gemacht, das jemals zu veröffentlichen. Doch nach dem ersten Teil merkte ich, dass die Geschichte noch nicht zu Ende war und habe angefangen zu plotten. Und als sich Teil II dem Ende näherte und ich merkte, dass da noch ein dritter Teil her musste … ich denke, erst da wurde mir vollends bewusst, was ich da tat. Lustigerweise hatte ich nie Tiefen, in denen ich dachte, ich schmeiss alles hin. Mir war klar, da stand ein riesiger Berg Arbeit vor mir, aber es stellte sich mir gar nie die Frage, ob ich aufhören will. Das Einzige, was mich wirklich immer wieder beunruhigt hat, war das enorme Ausmaß, das die Bücher angenommen haben. Ich frag mich heute manchmal noch: Wer will das lesen?!
Deine Geschichte dreht sich ja wie gesagt um Raben. Wie kam es, dass du eine Geschichte über diese geschrieben hast? Was fasziniert dich an diesen Wesen?
Ich liebe Raben einfach. Sie sind klug, verspielt, geheimnisvoll, anpassungsfähig und einfach mystisch. Ich war ein grosser Fan von Anne Rice’ Vampir Chronik. Doch irgendwie fand ich immer: Da fehlt etwas. Letztendlich habe ich das, was ich lesen wollte, halt selbst geschrieben. 🙂
Wenn du einen Tag lang in deiner eigenen Geschichte verbringen könntest? Was würdest du gerne erleben?
Dann fliege ich als Rabe von Norden nach Süden und von Ost nach West.
Wie sind die Protagonisten entstanden? Gab es für sie eine Vorlage oder haben sie während des Schreibens einen freien Willen entwickelt?
Rein äußerlich haben sich Sam und Marasco seit Beginn nicht gross verändert. Aber da ich wirklich einfach drauflosgeschrieben habe, lernte ich deren Charaktere auch erst mit der Zeit richtig kennen. Es war mir wichtig, dass die beiden so verschieden waren, dass viel Konfliktpotential da war, aber sich dennoch miteinander so verbunden fühlten, dass sie alles füreinander tun würden. Ich denke, der dritte Teil war am schnellsten geschrieben, weil ich die beiden mittlerweile so gut kenne.
Was war bei der „Raben Trilogie“ die größte Herausforderung?
Die Zeitleiste war v.a. im ersten Teil eine grosse Herausforderung. Die Geschichte von Aryons Königshaus basiert auf einem Ereignis, das weit in der Vergangenheit zurückliegt. Das und die Tatsache, dass gewisse Figuren unsterblich sind oder länger leben als normale Menschen, hat es nicht leichter gemacht.
Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zum fertigen Buch? Was gehörte neben dem Schreiben noch alles vor allem an Zusammenarbeit dazu bis es zur Veröffentlichung kam?
Die Kurzgeschichte habe ich Ende 2013 geschrieben. Anfang 2014 habe ich mit den Jägern des Nordens angefangen. Das zog sich lange hin und da ich erst 2020 mit dem dritten Teil begonnen habe und selbst da noch Anpassungen in den Jägern vornehmen musste, kann ich schwer sagen, wie lange es effektiv gedauert hat. Auch der zweite Teil ist nicht ganz klar. Der dritte Teil jedoch entstand 2020. Anfang 2021 habe ich dann eine Lektorin gesucht. Die hat sich seit Anfang Mai 21 nur noch mit den Raben beschäftigt – zum Glück gefällt ihr die Geschichte. Ja, und dann noch das Korrektorat. Die Bücher erscheinen ab November im Abstand von drei Monaten. Man kann also sagen, es hat etwa 9 Jahre gedauert. Aber jetzt bin ich ja geübt. Da wird es von jetzt an schneller gehen.
Mit welchen drei Adjektiven würdest du die „Raben Trilogie“ umschreiben?
mitreissend, abenteuerlich, gewaltig … oder vielleicht gewalttätig? Das Feedback, das ich bisher erhalten habe, ist, dass die Bücher den eigenen Blick auf Raben verändert haben. Da könnte man glatt sagen “lebensverändernd”, oder ist das zu hoch gegriffen? 🙂
Drei Adjektive reichen nicht. 🙂
Welches ist dein Lieblingszitat oder deine Lieblingsstelle aus „Raben Trilogie: Jäger des Nordens“?
»Sam«, knurrte Kato. »Genug mit dem Blödsinn. Kämpfe gefälligst richtig!«
Das kommt zwar bereits im ersten Kapitel, aber ich mag es sehr. Es ist eine Ansage, die für alle drei Bände gilt.
Was würdest du davon halten, wenn die „Raben Trilogie“ verfilmt werden würde? Wie sähe deine Wunsch-Besetzung der Hauptcharaktere aus?
Toll! Und wer hilft mir, die Wälzer in ein Drehbuch umzuschreiben? 🙂
Bei der Besetzung helfen meine Moodboards auf Pinterest. Für Sam fand ich immer, dass Evan Peters in der Rolle als Tate Langdon in American Horror Story 1 passen würde. Bei Marasco ist es etwas schwieriger, aber ich denke, Takeru Satou wäre eine gute Wahl.
Wie dürfen wir uns deinen Arbeitsplatz vorstellen? Herrscht dort eher das „Kreative Chaos“ oder steht alles an seinem Platz und ist perfekt durchorganisiert?
Ein bisschen was von beidem. Manchmal sehe ich das Chaos gar nicht und veranstalte mit Notizzetteln und Recherchematerial ein immer grösseres. Und dann gibt es Tage, da kann ich das Durcheinander nicht ertragen und muss zuerst aufräumen, bevor ich arbeiten kann.
Kannst du uns schon verraten welche Projekte für die Zukunft geplant sind?
Bereits Anfang 2021 habe ich ein neues Fantasyprojekt begonnen, das ich derweil Kristall Projekt nenne. Die letzten 200 Seiten warten nur darauf, endlich fertiggeschrieben zu werden. Mein Ziel ist es, unter 700 Seiten zu bleiben. Mal schauen, ob ich das schaffe. Sobald der dritte Teil der Raben Trilogie ins Korrektorat gewandert ist, werde ich dort wieder einsteigen. Und wenn alles gut läuft, sollte die Wartezeit nicht allzu lange dauern.
Wie wichtig sind dir Rezensionen? Liest du sie und wie gehst du mit Kritik um?
Natürlich lese ich Rezensionen. Es ist schön zu sehen, wie jemand die eigenen Bücher wahrgenommen hat. Ich fühle mich dann selbst wie ein kleiner Fan.
Kritiken muss man differenziert betrachten und lernen wegzustecken. Wie subjektiv bzw. objektiv sind sie? Und selbst wenn sie konstruktiv sind, gehe ich ja nicht hin und schreibe darum das Buch um. Ich kann es höchstens im nächsten Buch besser machen.
Wer 333 Vogelherzen isst, kann sich in einen Vogel verwandeln.
Sam ist ein Außenseiter, der sich mit Mühe durch den Alltag schlägt und jeden Tag um Respekt kämpfen muss. Seine Fähigkeit, die Erinnerungen der Menschen zu sehen, entzieht ihm täglich Energie. Zudem steht eine Stammeszeremonie bevor, die ihn zu einer Zukunft in Ketten zwingen würde. Auf seiner verzweifelten Suche nach einem Ausweg, stößt er auf ein Ritual, das ihm Freiheit verspricht: Das Essen von Vogelherzen bietet Sam die Fähigkeit, sich in einen Raben zu verwandeln.
Doch bald schon findet sich Sam als Spielfigur in einem Krieg wieder, der das ganze Land zu überrollen droht. Um die Menschen zu retten, stellt sich Sam, gemeinsam mit einem mysteriösen Gefährten, der Gefahr. Dabei erkennt er, dass er zu viel mehr in der Lage ist, als er selbst immer geglaubt hat – nicht ahnend, welche Rolle er tatsächlich spielt.
Coverabbildung und Inhaltsangabe: © Manel Cass. Larroh
Transparenz:
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Autorin Manel Cass. Larroh.
Foto: © Michèle Seifert | Elchi’s World of Books & Crafts
Buchcover und sonstige Grafiken © Manel Cass. Larroh