Hallo ihr Lieben,
gestern ist “Achnorion: Sorbhends Lied” von Marie Gräff im Selfpublishing erschienen. Es ist der erste Band einer High-Fantasy Trilogie und die Geschichte umfasst im ersten Band ca. 850 Seiten. Ich freue mich sehr, dass die liebe Marie mir zum Auftakt ihrer neuen Reihe ein paar Fragen beantwortet hat. Aber lest selbst…
Interview mit Marie Gräff
Ab wann war dir bewusst, dass du Autorin werden wolltest? Was hat dich dazu bewegt?
Geschichten habe ich schon immer geliebt. Mein Vater hat mir als Kind sehr häufig vorgelesen und das waren wunderbare Stunden. Als ich in die Schule kam, entdeckte ich, dass man Geschichten selbst lesen kann. Von da war es nur noch ein winziger Schritt bis zum Schreiben. Sobald ich wusste, wie man Worte sinnvoll zusammenfügt, war ich nicht mehr aufzuhalten. Meine allererste Geschichte hieß ‚Lilli und die wilde Stute‘ und ich schrieb sie in krakeliger Anfängerschrift in ein zitronengelbes Schulheft. Allerdings kamen diese ersten Geschichten nie über ein paar Seiten heraus … ab diesem Zeitpunkt jedenfalls wollte ich Autorin werden und das hat sich nie wieder geändert.
In welchem Genre schreibst du? Und an welches Genre traust du dich nicht ran und warum?
Ich schreibe Fantasy. Mich faszinieren das Entwerfen fremder Welten und das Verfremden unserer Welt. Ich mag die fließenden Übergänge zwischen Magie, fremden Welten und unserer Realität. Ein Genre, an das ich mich nicht herantraue, sind historische Romane, obwohl ich als Historikerin da durchaus eine gute Grundlage hätte. Leider hat das Studium mir die strenge historische Recherche eher verleidet, daher entwerfe ich lieber meine eigenen Welten und Vergangenheiten.
Deine Bücher erscheinen im Self-Publishing. War dies eine bewusste Entscheidung? Wieso hast du diesen Weg gewählt?
Das Selfpublishing begann damals für mich als Notlösung, da mein erstes Buch arg speziell für einen Verlag war und ich nicht über den Inhalt diskutieren wollte. Heute dagegen ist es eine sehr bewusste Entscheidung, hinter der ich zu 100 % stehe. Ich liebe es, meine eigenen Entscheidungen treffen zu können und sehe viele Entwicklungen auf dem Buchmarkt eher kritisch. Da verstehe ich mich lieber als Teil einer neuen Welt und neuen Generation, mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben mögen.
Gibt es in deinen Büchern Parallelen zu eigenen Erfahrungen, die dich dazu inspiriert haben? Bzw. woher nimmst du deine Inspiration?
Lustigerweise läuft das bei mir häufig umgekehrt: Ich habe eine Inspiration und dann schickt mir das Leben eine Erfahrung dazu. Ein Beispiel? Ich war mitten in der Erstfassung von Achnorion und hatte Angst, die Vorurteile zwischen den beiden Kriegsparteien ein bisschen zu übertreiben. Durch einige ‚Zufälle‘ landete ich in Armenien, fand dort Freunde und hatte das zweifelhafte Vergnügen, einen solchen Konflikt inklusive Krieg aus nächster emotionaler Nähe zu erleben. Einige der krasseren Dialoge sind 1:1 aus meinen damaligen Erfahrungen entstanden, auch wenn sie sich im gemütlichen Europa übertrieben anhören.
Was Inspiration generell angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir die Geschichten geschenkt werden – von woher auch immer, das überlasse ich dem Weltbild des Lesers.
Gibt es Autoren, die dir ein Vorbild sind oder dich inspirieren?
Mich inspirieren grundsätzlich Menschen, die ihren eigenen Weg gehen, sich Klarheit und Optimismus bewahren und sich durch nichts aufhalten lassen. Davon gibt es einige in der Autorenwelt, aber ich möchte mich da nicht auf einzelne beschränken.
Wer sind die Helden deiner Kindheit? An welche Buchfiguren oder Filmfiguren hast du die meisten Erinnerungen?
Ich war und bin ein großer Astrid Lindgren Fan. Ihre Bücher sind quasi schuld daran, dass ich das Lesen gelernt habe, da mein Vater sich (sehr schlau…) eines Tages einfach weigerte, weiter vorzulesen. Ich lernte dann innerhalb weniger Tage, die Bücher selbst zu lesen, weil mir keine andere Wahl blieb. Meine Eltern berichten, ich hätte die Lindgren-Bücher teilweise fünfmal hintereinander gelesen. Da ich eine Leseratte war, welche die örtliche Bibliothek zur Verzweiflung getrieben hat, gab es aber zahlreiche weitere Bücher und Helden, zum Beispiel Michael Ende, Käthe Recheis …
Wie entstand die Idee zu „Achnorion – Sorbhends Lied“? Wie bist du bei der Recherche dazu vorgegangen?
Ich fürchte, das hört sich jetzt ein bisschen klischeehaft an, ist aber wahr: Die Kerngeschichte ‚fiel‘ einfach in meinen Kopf. Ich habe sie mir also im Grunde gar nicht ausgedacht, sondern wurde damit beschenkt.
Wie war der Werdegang der Geschichte während des Schreibens? Welche Höhen und Tiefen hast du während des Schreibens von „Achnorion – Sorbhends Lied“ durchgemacht?
Das ist eine lange Geschichte. Im Werdegang von Achnorion spiegelt sich mein eigener Werdegang wider. Die erste Idee kam vor über zwanzig Jahren zu mir, aber damals war ich auf verschiedenen Ebenen nicht reif genug für die Geschichte. Weder war ich schriftstellerisch fit genug, noch hatte ich das Selbstbewusstsein oder das Standing, einen solchen Weg einzuschlagen. Nach der ersten Begeisterung für die Geschichte, die sich in eng beschriebenen Schulheften niedergeschlagen hat, kam eine lange und dunkle Phase meiner Kreativität, in der ich sehr bemüht war, ‚normal‘ zu werden. Sprich, einen akzeptablen Lebensweg zu gehen und diese verrückte Idee, Schriftstellerin zu werden, in eine ganz ferne Ecke meines Gehirns zu verbannen.
Es dauerte lange, schmerzhafte Jahre, bis ich erkannte, dass ich mich einfach nicht verbiegen konnte, ohne körperlich und seelisch krank zu werden. Weitere Jahre brauchte ich, um das nicht mehr als Schwäche, sondern als Stärke zu erkennen. Ab dem Punkt ging es wieder aufwärts mit Achnorion, allerdings war es nicht besonders einfach, aus der zwanzig Jahre alten Geschichte eines Kindes einen erwachsenen Fantasy Roman zu stricken. Ich musste viel Technisches lernen (wie das Plotten), aber auch, wie ich vernünftig mit meiner Energie und Zeit umgehe und wie ich in dieser ziemlich verrückten Autorenwelt ein Burnout-freies Leben führen kann. Es wäre mit Sicherheit einfacher gewesen, einen komplett neuen Roman zu schreiben, aber das wollte ich nicht. So sind Achnorion und ich gemeinsam erwachsen geworden.
Wenn du einen Tag lang in deiner eigenen Geschichte verbringen könntest? Was würdest du gerne erleben?
Hmm, also am Schönsten wäre es natürlich, sich unendlich schnell fortbewegen zu können, um verschiedene Gegenden sehen zu können. Ich würde wahnsinnig gerne die beiden Hauptstädte der Länder sehen, mit Garec am Strand von Rosolaris entlang laufen, oder mit Charis auf einem halbwilden faydanschen Pony durch Hestlandr galoppieren … und die Berge! Und das Eismeer! Und die vielen spannenden Festtage wie den Gesangswettstreit der Barden im Kerimund … ich kann mich nicht entscheiden, es gibt dort so viel zu sehen und zu erleben. Darf ich nicht ein bisschen länger dort bleiben?
Wie viel Einfluss hattest du bei der Mitgestaltung des Covers zu „Achnorion – Sorbhends Lied“?
100 % Die Grundidee des Covers stammt von mir, aber meine Coverdesignerin von Elementi.Studio hat diese Idee schon im Erstentwurf so grandios umgesetzt, dass es nicht viel zu meckern gab.
Wie sind die Protagonisten entstanden? Gab es für sie eine Vorlage oder haben sie während des Schreibens einen freien Willen entwickelt?
Vorlagen im engeren Sinn gab es nicht, da die Geschichte ja so spontan in meinem Kopf gelandet ist. Allerdings mag ich es, Charaktere anhand von Persönlichkeitsprofilen ‚nachzuschärfen‘. Einen eigenen Willen haben sie ganz sicher. Das kann dann schon gruselig werden, wenn man eine bestimmte Szene schreiben möchte, und irgendein Charakter stellt sich quer.
Was war bei „Achnorion – Sorbhends Lied“ die größte Herausforderung?
An mich selbst zu glauben und mich nicht irre machen zu lassen. Durch den oben beschriebenen sehr ungewöhnlichen Weg sprach aus logischer Sicht eigentlich alles gegen das Buch. Ich musste lernen, meine Zweifel zu überwinden und meine ganz eigene Arbeitsweise zu entdecken. Eine hellsichtig begabte Freundin sagte mir einmal: ‚Achnorion ist dein Tor in die Freiheit. Wenn du das durchgestanden hast, bist du innerlich frei von der Meinung anderer und kannst dir die Erlaubnis geben, so zu leben, wie du möchtest.‘ Ich würde nicht sagen, dass ich das schon zu 100 % erreicht habe, aber das Buch hat mir unglaublich auf diesem Weg geholfen und wird es sicherlich auch weiterhin tun.
Wie lange hat es gedauert von der Idee bis zum fertigen Buch? Was gehörte neben dem Schreiben noch alles vor allem an Zusammenarbeit dazu bis es zur Veröffentlichung kam?
Über zwanzig Jahre, aber mit großen Unterbrechungen. Im letzten Jahr hat die Zusammenarbeit mit Testlesern großen Raum eingenommen. Und da ich mich für den ungewöhnlichen Weg entschieden habe, wirklich alles selbst zu produzieren und das Taschenbuch eigenhändig zu verkaufen, gibt es vorab unglaublich viel Technisches und Organisatorisches zu tun. Ich kannte ja schon das klassische Print on Demand, aber das hier ist noch mal eine vollkommen andere Größenordnung. Korrektur, Buchsatz, Coverdesignerin finden, Coveridee entwerfen, Zusammenarbeit mit Druckerei, Social Media, Vertriebswege überlegen, Online-Shop … die Liste ist gefühlt endlos lang. Man muss Strukturen schaffen, die bis jetzt noch nicht existieren, und das ist deutlich mehr Arbeit, als man im Allgemeinen so glaubt.
Mit welchen drei Adjektiven würdest du „Achnorion – Sorbhends Lied“ umschreiben?
Abenteuerlich, vielschichtig, herausfordernd
Welches ist dein Lieblingszitat oder deine Lieblingsstelle aus „Achnorion – Sorbhends Lied“?
Ui, ganz schwer. Es gibt so viele.
Ich habe mal eine kurze Stelle herausgesucht, die recht gut für das Buch spricht:
Die Tatsache, dass die Faydani den Ceregorin ziemlich genau das Gleiche vorwarfen, wie die Ceregorin den Faydani war verwirrend. Außer ihr schien sich aber niemand darüber zu wundern. Sie dachte an den kleinen Feldschrein des Logas in ihrem Dorf, dessen Götterfigur ein verzerrtes Gesicht hatte, weil irgendwann einmal der Kopf abgebrochen und zersplittert war. Jemand hatte ihn in liebevoller Kleinarbeit wieder zusammengesetzt und trotzdem passte es nicht so recht. Mit dem Leben war es noch viel schlimmer. Man hatte nichts als ein paar willkürliche Bruchsteine einzelner Meinungen, die gar nicht zusammenpassten und ein albtraumhaftes Gesamtbild ergaben. Die Wahrheit entschlüpfte durch die Ritzen und am Ende waren alle irgendwie schuld.
Was würdest du davon halten, wenn „Achnorion – Sorbhends Lied“ verfilmt werden würde? Wie sähe deine Wunsch-Besetzung der Hauptcharaktere aus?
Jaaaa! Irgendwie muss ich immer an eine Netflix-Serie denken. Ich habe in der Tat einige Ideen bezüglich Schauspielern, aber ich bin gemein und verrate sie nicht. Ich möchte, dass der Leser sich eigene Bilder im Kopf erschafft.
Wie dürfen wir uns deinen Arbeitsplatz vorstellen? Herrscht dort eher das „Kreative Chaos“ oder steht alles an seinem Platz und ist perfekt durchorganisiert?
Ernsthaft, ich wäre ja gerne ordentlich … die Wahrheit ist, ich bin eine Chaotin. Wobei das Äußere täuscht und ich ein ausgesprochenes Organisationstalent bin, dem es leicht fällt, den Überblick zu behalten. Bloß mit Details habe ich es nicht so. Sagen wir einfach, mein Chaos ist eine Ordnung, die nur für mich Sinn ergibt.
Kannst du uns schon verraten welche Projekte für die Zukunft geplant sind?
Aktuell ist es einfach: Achnorion Band 2 steht als Projekt an allererster Stelle.
Wie wichtig sind dir Rezensionen? Liest du sie und wie gehst du mit Kritik um?
Jein. Ganz wichtig sind mir Testleser-Rückmeldungen, da sie ja den Entstehungsprozess entscheidend beeinflussen. An der Stelle lege ich großen Wert auf konstruktives Feedback, das dann auch gerne sehr kritisch ausfallen darf. Nach der Veröffentlichung freue ich mich über jeden, der das Buch liest, aber ich messe den Wert des Buches nicht an den Rezensionen, ganz besonders dann, wenn es sich um mir vollkommen unbekannte Menschen handelt, zu denen ich in keinerlei Beziehung stehe und deren Background ich nicht kenne. Mein wichtigster Fokus liegt darauf, in meiner Kraft zu bleiben und Energie für das Schreiben von Büchern zu haben, mit denen ich zufrieden bin. Wenn ich mir die Meinung jedes einzelnen Menschen auf dieser Welt zu Herzen nehme, dann besteht mein Leben aus Rechtfertigungen anstatt aus kreativem Schreiben und das ist sicher auch nicht im Sinne derer, die gerne mehr von mir lesen würden. Am liebsten hätte ich jemanden, der alle Rezis vor mir durchliest und für mich filtert, denn manchmal stecken ja in kritischen Rezensionen tolle Anregungen. Da das im Augenblick nicht möglich ist, lese ich zum Beispiel 1 und 2 Sterne Rezis, falls sie denn mal auftauchen, gar nicht. Ich sehe das so: Ich bin nicht hier, um es allen recht zu machen.
Was, wenn du in ein Spiel auf Leben und Tod gezwungen wirst – und die Regeln nicht kennst?
Zwischen den Ländern Ceregor und Faydan herrscht Krieg. Die junge Ceregorin Charis hat ihre Erinnerung verloren, und als ihr Mentor überraschend stirbt, beginnt für sie ein Albtraum. Wie soll sie sich alleine in einer vollkommen fremden Welt zurechtfinden? Und warum wird sie plötzlich von Unbekannten verfolgt? Zwischen den Fronten des unerbittlichen Krieges ist ihre Unwissenheit eine tödliche Schwäche …
Sie muss herausfinden, wer sie früher war! Doch die einzige Spur zu ihrer Vergangenheit führt zu einer uralten Prophezeiung – Sorbhends Lied. Für Charis beginnt ein gefährliches Abenteuer, denn auch der Feind sucht nach der Prophezeiung, um mit ihrer Hilfe den Krieg zu gewinnen.
Als Suchende aus beiden Ländern aufeinandertreffen, droht die Situation zu eskalieren. Im Netz der Vorurteile muss Charis ihren eigenen Weg finden. Denn am Ende kann nur einer überleben …
Der Auftakt zur bewegenden Fantasy-Trilogie.
Coverabbildung und Inhaltsangabe: © Marie Gräff
Transparenz:
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Autorin Marie Gräff.
Foto: © Michèle Seifert | Elchi’s World of Books & Crafts
Buchcover und sonstige Grafiken © Marie Gräff