Name / Autorennamen (Pseudonyme):
Bernd Perplies
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Bernd Perplies
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Früheste Fantasy-Erzählungen datieren bis in die Grundschule zurück (zum Glück
sind diese Werke heute verschollen), in der Mittelstufe folgten zahlreiche
„Freie Texte“. Dazu kamen Kurzgeschichten, die ich für Freunde und Verwandte
verfasste. Dass es so lange gedauert hat, bis ich endlich meinen Debütroman zu
Papier gebracht habe, liegt wohl vor allem daran, dass ich jahrelang nicht das
Durchhaltevermögen hatte, 300 und mehr Seiten zusammenhängenden Text
niederzuschreiben. Irgendwie hat mir der nötige Anstoß dazu gefehlt. Das
änderte sich Mitte 2006. Denn zum einen nahte mein 30. Geburtstag, also diese
magische Grenze, die einem fortwährend einflüstert: „Tu was! Verwirkliche deine
Träume jetzt! Oder lass es die nächsten 30 Jahre sein und such dir einen
ordentlichen Job.“ Zum anderen flatterte mir die Einladung zu einem
Schreibwettbewerb ins Haus, für den man einen phantastischen Roman verfassen
sollte. Also sagte ich mir: „Verdammt, du wolltest schon immer einen Roman
schreiben – und nie hast du es geschafft. Jetzt aber!“ Und dann habe ich alle
anderen Dinge in meinem Leben zurückgestellt und mich hingesetzt und es getan.
schreibe, gibt es relativ wenig Parallelen zwischen meinem Leben und denen
meiner Romanfiguren (und dafür bin ich dankbar, denn auch wenn die Geschichte
am Ende meist gut ausgeht, ist der Weg stets voller Entbehrungen und
gefährlicher Situationen). Inspirationen hole ich mir von überallher: aus der
Zeitung, aus dem Internet, aus Filmen, die ich sehe, und Gesprächen, die ihr
führe. Ich entdecke interessante Dinge bei Spaziergängen, langen Zugfahrten
oder Urlaubsreisen. Dabei ist es meiner Meinung nach aber gar nicht so wichtig,
rund um den Globus zu jagen, um exotische Orte und Kulturen kennenzulernen.
Wichtig ist, einfach immer mit offenen Augen und offenem Geist durch die Welt
zu gehen und auch scheinbar banalen Dingen neugierig gegenüberzustehen. Dann
kommen die Ideen für Geschichten von ganz allein.
Lieblingsfreizeitbeschäftigung, weil man großartig im Geiste an ferne Orte reisen
und tolle Abenteuer erleben konnte. Heute gehört Lesen praktisch mit zu meinem
Beruf (zu Recherche-, Informations- und Rezensionszwecken), wodurch ich nicht
mehr so frei in meiner Lektürewahl bin und auch oft ein Hauch von „Arbeit“ beim
Lesen mitschwingt. Allerdings gönne ich es mir vor allem in Urlaubswochen,
einfach mal völlig spontan an meine Bücherregale zu gehen und irgendein Buch
hervorzuziehen, das mich gerade reizt – völlig ohne beruflichen Hintergedanken.
Hast du als kleines Kind
schon gerne gelesen?
schon immer gerne gelesen. In meiner Kindheit habe ich mich gemeinsam mit einem
Nachbarsjungen durch die halbe Kinder- und Jugendbuchabteilung unserer
Dorfbücherei gelesen: „TKKG“, „Burg Schreckenstein“, „Mark Brandis“,
„Winnetou“, die schwarzen Fantasy-Bände der Hohlbeins aus dem
Ueberreuter-Verlag. Kein Buch war vor mir sicher. Das exzessive Sammeln von
Büchern kam dann allerdings erst im Erwachsenenalter, als ich mir die Dekadenz
leisten konnte, auch Bücher zu kaufen, die ich nicht direkt lesen möchte,
sondern einfach nur gerne hätte – für irgendwann später.
Ich habe die ganze Palette gelesen, die damals so angesagt war, glaube ich:
„Urmel aus dem Eis“, „Räuber Hotzenplotz“, „Das kleine Gespenst“, „Jim Knopf
und Lukas der Lokomotivführer“ – in nicht ganz dieser Reihefolge, schätze ich,
aber das war alles vor dem zehnten Lebensjahr.
Meine erste große Besessenheit war sicher „TKKG“, weil unsere
Dorfbücherei davon ein oder zwei Regalbretter voll besaß und ich möglichst
rasch alle Bände gelesen haben wollte.
Lieblingsautor habe ich nicht. Ich weiß zu schätzen, was viele meiner Kollegen
schreiben, aber ich fiebere nicht etwa jeder Neuerscheinung von – sagen wir –
Stephen King entgegen. Als Jugendlicher habe ich sehr viel Wolfgang Hohlbein
gelesen, was aber vermutlich daran lag, dass es in der Phantastik kaum eine
Alternative gab. Eine Weile war ich ein begeisterter Terry-Pratchett-Leser,
doch irgendwann hatte ich seinen Witz über, muss ich gestehen. Ich mag Tad
Williams wegen seiner blumigen Sprache und H. P. Lovecraft, weil er einfach
großartig eine Atmosphäre dumpfen Grauens hervorrufen konnte. Ansonsten lese
ich mich ziellos quer durch die gesamte Phantastik.
Welche Genres liest du am liebsten?
Welche Genres magst du nicht so
gerne? Und warum?
ihren Spielarten. Warum? Weil sie der Fantasie keine Zügel anlegt, sondern mich
auf Reisen mitnimmt, die in die ungewöhnlichsten Richtungen führen können.
Krimis dagegen interessieren mich so gut wie gar nicht. Es ist natürlich ein
Vorurteil, aber Mord-Aufklärung-Mord-Aufklärung-Mord-Aufklärung (und das
bestenfalls mit unterschiedlichem Lokalkolorit) ist mir schlicht zu dröge und
zu gewöhnlich. Vielleicht nervt mich auch einfach, dass Krimis in Deutschland
so unproportional viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, sowohl im Fernsehen als
auch in der Belletristik. Wo man hinschaut, ermitteln mehr oder weniger
austauschbare Teams im Sumpf deutscher Großstädte oder im trügerischen Frieden
der deutschen Provinz.
Liest du lieber Bücher mit Happy End oder ohne?
schweren Kampf auf zumindest einer versöhnlichen Note enden oder mit einem
Silberstreif der Hoffnung am Horizont. Es muss kein kitschiges
Ende-Gut-Alles-Gut sein, aber wenn auf der letzten Seite auch der letzte
Protagonist stirbt, dann ist mir das doch etwas zu depressiv. Da kann ich auch
Nachrichten schauen.
abgefahren sein, oder sollte sie trotz Fantasy-Elemente lieber authentisch
wirken?
keine Berührungsängste. Oder schränken wir mal ein: Mit
Douglas-Adams-Skurrilität habe ich keine Probleme. Osteuropäische Science-Fiction
ist mir dagegen mitunter doch etwas zu eigenartig (beispielsweise das ein oder
andere, was Stanislaw Lem oder die Brüder Strugatzki geschrieben haben).
Geschichten können so unterschiedlich sein, dass das, was im einen Fall völlig
okay ist, im anderen gar nicht geht. Solange ich mich gut unterhalten fühle,
ist alles in Ordnung. Wobei … das wäre dann ja schon ein Kriterium. Mir gefällt
an einem Buch gar nicht, wenn es mich langweilt. Wenn es beispielsweise viel zu
lang ist und seitenweise nur inhaltlich Wasser getreten wird. Denn um mich mit
etwas zu beschäftigen, das mich langweilt, ist mir meine kostbare Freizeit zu
schade.
Wie sehen deiner Meinung
nach die perfekten Charaktere aus?
Welche Eigenschaften sollten sie
besitzen?
mich als Leser berühren, sie sollen mich mit sich ins Abenteuer ziehen. Sperrige
Charaktere mit unendlich vielen Problemen und psychologischen Macken mögen
literarisch reizvoll sein, aber sie bleiben mir als Leser auch fremd. Ich kann
über sie lesen, aber nur schwer mit ihnen erleben. Die besten Figuren sind
vielschichtig und gut zugänglich zugleich. (Ein gutes aktuelles Beispiel ist
die Figur des Tyrion Lannister in der TV-Serie „Game of Thrones“.)
Was hältst du von Buchreihen?
Liest du sie gerne oder magst du lieber
Einzelbände?
aber bereit sind, irgendwann auch ein Ende zu finden. Endlosreihen schrecken
mich eher ab, nicht, weil ich per se etwas dagegen hätte, sondern weil ich
schlichtweg keine Zeit habe, sie so gewissenhaft zu verfolgen, wie ich es
müsste, wenn ich mich wirklich darauf einlassen wollte. Ein guter Kompromiss
sind hier Einzelbände, die aber in ein größeres Universum eingebettet sind. Man
kann sie lesen, ohne große Vorkenntnisse besitzen zu müssen, legt aber mit
jedem Buch ein weiteres Puzzleteil aus, das zu einem riesigen Weltenbild
gehört.
Bevorzugst du Taschenbücher, Hardcover Ausgaben oder E-Books? Und warum?
sehen besonders gut im Regal aus. Taschenbücher lassen sich am gemütlichsten
auf dem Sofa lesen (weil sie nicht so schwergewichtig in der Hand liegen) und
e-Books sind meine besten Freunde, wenn ich mich auf Reisen begebe (ebenfalls
aus Gewichtsgründen und weil ein e-Book nicht verknicken oder schmutzig werden
kann).
Darf ein Buch Leserillen und Eselsohren haben,
oder sollte es möglichst neu aussehen (auch nach dem Lesen)?
Eselsohren, keine Knicke. Ich liebe meine Bücher zu sehr, um sie zu
verschandeln. Ich weiß, dass manche Leute behaupten, Bücher hätten erst dann
eine Seele oder ein gutes Leben gehabt, wenn sie richtig schön zerlesen
aussehen. Aber, he, ein Mensch sieht doch auch lieber frisch und jugendlich aus,
als verknittert und verbraucht! Aus diesem Grund pflege ich meine Sammlung so
gut es geht.
Wie wichtig ist dir das
Cover eines Buches?
Cover muss schon sein. Denn ist das Cover nicht schon immer das erste
Versprechen an den Leser? Verheißt es uns nicht Spannung, Romantik, Schrecken
oder was auch immer? Klar, dieses Versprechen muss der Text danach nicht
unbedingt einhalten – oft genug haben Cover und Inhalt leider wenig bis gar
nichts miteinander zu tun. Dennoch: Im Optimalfall stimmt mich ein gelungenes
Cover schon vor der Lektüre auf das zu Erlebende ein, und das weiß ich durchaus
zu schätzen.
Hast auch du einen SuB
(Stapel ungelesener Bücher) und weißt wie viele Bücher sich in etwa darauf
befinden?
habe eher RuBs (Regale ungelesener Bücher), und ehrlich gesagt will ich gar
nicht wissen, wie viele Bücher darin stehen. Ich schätze, dass ich heute
aufhören könnte, mir neue Bücher zu kaufen und hätte trotzdem genug frischen
Lesestoff bis zu meinem hoffentlich noch weit entfernten Lebensende.
Wie findest du Buchverfilmungen?
Magst du diese gerne oder schaust du dir
diese lieber nicht an?
anderen Film auch. Ist sie unterhaltsam, schaue ich sie mir gerne an. Sind die
Schauspieler mies oder die Geschichte langweilig oder die technische Umsetzung
ärmlich, betrachte ich sie eher kritisch. Werktreue ist für mich dagegen kein
notwendiges Kriterium für Qualität. Mir ist völlig klar, dass Filme anders
erzählen als Bücher. Daher klebt eine gute Buchverfilmung auch nicht sklavisch
an den Seiten der Vorlage, sondern emanzipiert sich, nimmt den Kern der
Geschichte und formt daraus etwas Neues, ohne das Buch, dem sie seine Existenz
verdankt, zu verraten.
In welches Buch würdest du
dich gerne einmal selbst hinein träumen?
immer wieder fest, dass ich zwar sehr gerne das lese, was ich lese, aber es
eigentlich nicht selbst erleben möchte – was vermutlich daran liegt, dass ich
vor allem Abenteuergeschichten zur Hand nehme. Und so magisch die Landschaft in
einem Fantasy-Werk beschrieben sein mag: Man darf nie vergessen, dass die
nächste Lebensgefahr keine fünf Seiten entfernt lauert. Außerdem haben die
Typen dort – und das wird ja kaum jemals thematisiert – kein fließend Wasser in
ihren Burgen, keine ordentliche medizinische Versorgung, kein Internet und
meist auch keine Bücher! Aber so ein „Star Trek – The Next Generation“-Roman
wäre vielleicht ganz erstrebenswert. An Bord der USS Enterprise-D finden
Komfort und Entdeckergeist auf beneidenswerte Weise zusammen. Klar ist es auch
draußen im All gefährlich. Aber wenn man kein rotes Hemd trägt, ist die Chance,
dass man am Ende überlebt, doch recht groß.
mich ungestört in meine Lektüre vertiefen kann. Das heißt, dass ich lieber
zuhause in einem bequemen Sessel lese, als in einem Café oder in einer
vollbesetzten S-Bahn. (Wobei ich auch das jahrelang gemacht habe. Ging auch.
Aber zugegebenermaßen war das eine S-Bahn mit meist müden Berufspendlern, die selbst
ihre Ruhe haben wollten. In einem Wagen voller Schulkinder hätte ich wohl keine
Seite geschafft.)
Was gehört für Dich zu einem gemütlichen Lesenachmittag /-abend dazu?
Interview und deine ausführlichen Antworten! Sei ganz lieb gedrückt,
Michèle!
Ein tolles Interview, Bernds Antworten sind wie ich sie erwartet habe, ehrlich und sehr sympathisch 🙂
Liebe Grüße, Ally