Rezension | Brunnengeister | Christian Handel

Transparenz:

“Brunnengeister – Ich verspreche dir, alles was du willst …” von Christian Handel, erschienen bei Piper Verlag, ist ein Rezensionsexemplar, das mir vom Verlag als Hardcover kostenlos für Rezensionszwecke zur Verfügung gestellt wurde. Die kostenlose Bereitstellung des Buches hat meine Meinung in keiner Weise beeinflusst. Meine Rezension spiegelt ausschließlich meine eigenen Eindrücke wider. Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Exemplars.

Autor*in: Christian Handel
Originaltitel: Brunnengeister – Ich verspreche dir alles, was du willst …
Reihe | Band: –

Verlag: Piper (28. November 2024)
Seiten | Format: 400 Seiten | Gebundene Ausgabe (auch als eBook erhältlich)
ISBN: 978-3492706674

Genre: Fairy Tale Fantasy, Märchenadaption
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Sei vorsichtig mit deinen Wünschen. Sie könnten in Erfüllung gehen.
Schaurig-düstere Märchenadaption des Froschkönigs!

Der Legende nach lebten in alten Zeiten Geister in Brunnen und erfüllten die Wünsche und Verwünschungen der Menschen. Als Prinzessin Lina erfährt, dass der König eine Hochzeit für sie arrangiert hat, erinnert sie sich an die alten Sagen. In einer finsteren Nacht sucht sie einen verfallenen Brunnen im Königswald auf, opfert eine goldene Kugel aus der Burg ihres Vaters und wünscht sich, der Ehe zu entgehen. Doch Lina kennt die wahre Bedeutung der goldenen Kugel nicht, und ihr Handeln erweckt ein uraltes Grauen aus den Tiefen des Brunnens …

Coverabbildung und Inhaltsangabe: © Piper Verlag | Brunnengeister – Ich verspreche dir alles, was du willst … – Christian Handel

„Brunnengeister – Ich verspreche dir alles, was du willst …“ von Christian Handel ist eine magisch-düstere Märchenadaption, die von der Sage des Froschkönigs inspiriert ist. Sie erzählt die Geschichte von Prinzessin Lina, die sich gegen eine arrangierte Ehe auflehnt und dabei eine uralte, unheilvolle Macht entfesselt.

Lina lebt mit ihren drei Schwestern in einer Welt, in der Pflichten und Traditionen ihr Leben bestimmen. Ihr Vater, der König, hat für sie eine Ehe arrangiert, die sie unter keinen Umständen eingehen möchte. In ihrer Verzweiflung erinnert sie sich an eine alte Sage: In den Tiefen vergessener Brunnen sollen Geister leben, die Wünsche erfüllen. In einer dunklen Nacht wagt sie sich hinter die Brombeerhecke zur Lichtung am Brunnen, opfert eine goldene Kugel aus der Burg ihres Vaters und spricht ihren Wunsch aus. Doch sie weiß nicht, welche uralten Mächte sie damit entfesselt und dass jede Bitte einen Preis hat.

Bald schon beginnen unheimliche Dinge zu geschehen. Die Brunnengeister, einst in Vergessenheit geraten, scheinen sich wieder in die Welt der Menschen zu mischen. Linas Entscheidung setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Mitmenschen in Gefahr bringen. Während sie versucht, ihre Lage zu retten, entdeckt sie mehr und mehr dunkle Geheimnisse über die Vergangenheit des Königreichs.

Die Geschichte ist von Anfang an spannend und zieht die Leser*innen mit ihrer düsteren Atmosphäre in ihren Bann. Lina, ist eine starke, aber auch verletzliche Protagonistin. Ihre Entwicklung im Verlauf der Geschichte lässt sich gut beobachten. Zunächst von Verzweiflung getrieben, muss sie sich schließlich mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen auseinandersetzen. Dabei bleibt sie eine vielschichtige Figur, deren innere Konflikte gut nachvollziehbar sind. Auch die anderen Charaktere, wie ihre drei Schwestern – jede mit ihren eigenen Wünschen und Ängsten und dem Druck den Erwartungen ihres Vaters gerecht zu werden, der Sohn des Wildhüters oder die Schmiedin sind authentisch gezeichnet und fügen sich stimmig in die düstere, märchenhafte Welt der Erzählung ein.

Was mich am meisten fasziniert hat, sind die Wunschgeister und die Legenden, die sich um sie ranken. Sie sind keine harmlosen Wesen, sondern uralte, unheimliche Kreaturen, die eine ganz eigene Vorstellung von Wünschen und deren Erfüllung haben. Sie sind ebenso faszinierend wie furchteinflößend, denn sie nehmen die Menschen beim Wort – oft auf eine Weise, die man sich nicht gewünscht hätte. Ihre Magie ist nicht greifbar oder kontrollierbar, sondern folgt eigenen, uralten Regeln, die tief in der Vergangenheit verwurzelt sind. Sie kann Wünsche erfüllen, aber nichts geschieht ohne einen Preis. Die Verbindung zwischen der goldenen Kugel und den Brunnengeistern fand ich dabei sehr interessant ausgearbeitet, denn sie ist weit mehr als ein einfaches Symbol – sie ist der Schlüssel zu einer düsteren, magischen Macht, die sich mit jeder Entscheidung entfaltet.

Auch das Setting ist großartig gestaltet. Vor allem die Szenen hinter der Brombeerhecke auf der Lichtung am Brunnen haben mich in ihrem Bann gefangen genommen. Die Atmosphäre dort ist magisch und zugleich unheimlich, ein Ort außerhalb der Zeit, an dem die Grenzen zwischen Realität und Mythos verschwimmen.

Ganz besonders beeindruckt hat mich, wie Christian Handel mit seinen Worten nicht nur lebendige Bilder erschafft und emotional berührt, sondern es auch immer wieder schafft, grundlegende Werte der Menschlichkeit in seinen Geschichten spürbar zu machen. Seine Erzählweise geht über die bloße Handlung hinaus – in seinen Geschichten wird deutlich, was einen Menschen ausmacht, und genau diese Werte schwingen durch den gesamten Text mit.

Die Sprache ist klar und leicht verständlich, dabei jedoch bildgewaltig und zugleich einfühlsam. Das Erzähltempo ist ausgewogen – ruhig genug, um die Atmosphäre wirken zu lassen, aber zugleich mit spannungsgeladenen Momenten gespickt. Mit wenigen Worten schafft er es, Stimmungen und Emotionen intensiv spürbar zu machen. Und zwischen den Zeilen die grundlegenden Fragen nach Verantwortung, Wünschen und ihren Konsequenzen zu vermitteln. Was bedeutet es, etwas um jeden Preis zu wollen? Welche Opfer ist man bereit zu bringen? Themen, die der Geschichte eine tiefere Ebene verleihen und noch lange nachhallen.

„Brunnengeister – Ich verspreche dir alles, was du willst …“ von Christian Handel ist eine atmosphärisch dichte Märchenadaption, inspiriert von den Sagen des Froschkönigs, mit vielschichtigen Charakteren und einer unheilvollen Magie um die Legenden der Wunschgeister, die tief in den Wurzeln der Vergangenheit verankert ist. Wer düstere Fantasy mit tiefgehender Erzählkunst liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Absolute Leseempfehlung!

Ich würde „Brunnengeister – Ich verspreche dir alles, was du willst …“ ab 14 Jahren empfehlen, da es zwar eine düstere Märchenadaption ist, aber nicht übermäßig gruselig oder brutal. Die Geschichte ist atmosphärisch dicht und behandelt Themen wie persönliche Entwicklung, innere Konflikte und die Konsequenzen eigener Entscheidungen, die für Leser*innen in diesem Alter gut nachvollziehbar sind. Diese Einschätzung basiert auf meiner eigenen Leseerfahrung, da ich keine offiziellen Altersangaben finden konnte.

Es eignet sich besonders für Leser*innen, die sich für vielschichtige Charaktere und eine märchenhafte Welt mit geheimnisvollen Elementen begeistern. Wer gerne Geschichten mit einer starken Protagonistin liest, die sich sowohl mit äußeren als auch inneren Herausforderungen auseinandersetzen muss, wird hier fündig. Auch Fans von Fantasy und dunklen Märchenwelten werden hier ihre Freude haben.

Christian Handel wurde in der Schneewittchen-Stadt Lohr am Main geboren, die im sagenumwobenen Spessart liegt. Inzwischen lebt er allerdings in Berlin und ist selbst davon überrascht, wie sehr er sich als Landpflanze im Großstadtdschungel wohlfühlt. Er begeistert sich für Stoffe über starke Frauen, märchenhafte Motive und queere Themen. Die von ihm herausgegebene Anthologie „Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln“ wurde 2017 mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien sein Märchenfantasyroman „Schattengold – Ach, wie gut, dass niemand weiß …“, der 2023 auf die Longlist für den Phantastikpreis der Stadt Wetzlar gewählt wurde.

(Quelle + Infos: https://www.piper.de/autoren/christian-handel-6939)

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