Autorin: Janna Ruth
Originaltitel: Der Herr der wilden Jagd
Verlag: Märchenspinnerei (13. Februar 2020)
Seitenzahl: 117
Genre: Märchenadaption | Urban Fantasy | Romantasy
Umschlaggestaltung: Anna Holub
e-book: B083SNNBRK | 1,99 €
Teil einer Reihe? Ja, 2. Teil (Die Wylde Jagd #2)
Inhaltsangabe:
Die junge Carys hat kein einfaches Leben, ist sie doch auf sich allein gestellt und kümmert sich dabei noch liebevoll um ihren kleinen autistischen Bruder Dylan, der ihr die Welt bedeutet. Die beiden sind gerade erst in eine kleine Hütte nahe dem Wald gezogen, als ein fürchterlicher Sturm das Dach ruiniert. Doch am nächsten Tag steht Arawn vor ihrer Tür und bietet seine Hilfe an. Carys traut dem Fremden und seinem monströsem Hund nicht ganz, doch weiß Arawn seinen Charme einzusetzen und lädt die beiden zur Jagd. Auch dies behagt Carys zunächst nicht, doch als sie sieht wie frei und unbefangen Arawn mit Dylan umgeht und welch große Freude es ihm bereitet, ist es bereits um sie geschehen und sie ist dem Sturm erlegen.
Meine Meinung:
„Der Herr der wilden Jagd“ von Janna Ruth ist eine wundervolle Novelle, die das Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“ der Gebrüder Grimm mit dem walisischen Mythos der wilden Jagd kombiniert und zu einer märchenhaften Geschichte vereint.
Der Autorin ist es gelungen, die Leser in ein völlig eigenes modernes Märchen zu ziehen, welches in einem traumhaften Setting des wild-romantischen Wales spielt, obgleich es etliche stilistische Parallelen zum Originalmärchen und dem Mythos gibt. Denn ihr Schreibstil ist bildgewaltig, lebendig und poetisch zugleich.
„Der Herr des Feenreichs ist jung und schön und wird es immerzu sein. … Du aber bist nichts weiter als eine zarte Blume, der sein Sturm die Blätter vom Leibe reißt und sie im Wind zerstreut.“ (Zitat: Der Herr der wilden Jagd – Janna Ruth)
Dabei nimmt Janna uns nicht nur zur wilden Jagd mit, die stürmisch aufbrausend und gefährlich zugleich ist, sondern auch auf eine emotionale Reise. Denn die wahren Gefühle stehen nicht in Worten auf dem Papier geschrieben, sondern werden in stillen Wogen zwischen den Zeilen bis tief ins Herz getragen. Dabei sind Traum und Wirklichkeit so eng miteinander verwoben, dass alles zu einer neuen Realität zu verschwimmen scheint. Es liegt einfach ein magischer Zauber über dem Ganzen, der alles wie ein Nebel einhüllt.
„Zeit spielt keine Rolle. Ich bin so jung wie der Tag und so alt wie die Welt.“ (Zitat: Der Herr der wilden Jagd – Janna Ruth)
Besonders gelungen finde ich auch, wie sie das schwierige Thema des Autismus mit eingebracht hat. Denn Dylan ist Autist und sieht die Dinge mit anderen Augen. Ebenso nimmt er seine Umwelt einfach anders war und leider können viele Menschen damit nicht umgehen, da ihnen seine Art fremd ist. Doch all diese Eindrücke vermag Janna dem Leser spielerisch nebenbei mit auf den Weg zu geben. Auch Carys Fürsorge um ihren kleinen Bruder und das so gegensätzlich schwierige Leben, mit all ihren Gedanken und Ängsten, die diesem befreiten Geist entgegenstehen. Und als dritter Part Arawn, der Feenkönig und Herr der Wilden Jagd, dessen stürmisches Gemüt die beiden für sich einnimmt. So wirken die Charaktere ein jeder für sich auf seine eigene Art und Weise perfekt auf seine Rolle abgestimmt und doch für sich allein.
Ebenfalls sehr gelungen finde ich, dass nicht nur die wilde Jagd als solche erwähnt wird, sondern auch die einzelnen Figuren, wie z. B. die Cŵn Annwn und Matilda einen eigenen wichtigen Part in der Geschichte für sich mit einnehmen und nicht nur am Rande erwähnt werden.
Auch wenn es sich bei der Geschichte nur um eine kurze Novelle handelt, so ist diese vollkommen überzeugend und berührend dargestellt.
Fazit:
„Der Herr der wilden Jagd“ von Janna Ruth ist eine fantastische Novelle, die das Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“ der Gebrüder Grimm mit dem Mythos der wilden Jagd vereint. Bildgewaltig, lebendig und poetisch. Authentisch und emotional berührend zugleich.
Wertung in Elchen:
5 von 5 Elchen
Janna Ruth
Tagsüber forscht Janna Ruth als Doktorandin der Geologie an den Plattengrenzen unserer Welt. Des Nachts erschafft sie ihre eigenen Welten, erdenkt komplexe Charaktere und bastelt umfangreiche Spannungsbögen. Im Zuge ihres Studiums ist Janna einst mit ihrem Mann ins ferne Neuseeland gereist und sechs Jahre dort geblieben, bevor sie 2015 nach Deutschland zurückgekehrt sind. Wenn sie nicht gerade mit dem Schreiben beschäftigt ist, spielt Janna gerne Rollenspiele, turnt im Cirque du Soleil-Stil am Vertikaltuch und interessiert sich für die Wissenschaftskommunikation. Mit ihrem Ehemann und ihren drei Jungs lebt sie nun in Potsdam, der Stadt der Schlösser und Parks.
Website der Autorin: https://www.janna-ruth.com/
Facebookseite der Autorin: https://www.facebook.com/authorjannaruth/
(Quelle Autorenfoto + Infos: https://www.amazon.de/Janna-Ruth/e/B06XB72MRM/, Foto: © Janna Ruth)
Transparenz:
“Der Herr der wilden Jagd” von Janna Ruth ist ein Rezensionsexemplar, welches ich für eine Buchaktion gemeinsam mit der Autorin bereits vorab lesen durfte. Kostenlos zur Verfügung gestellte Exemplare haben keinen Einfluss auf meine Meinung!
Fotos: © Michèle Seifert | Elchi’s World of Books & Crafts
Cover: © Pressematerialien der jeweiligen Verlage, Autoren, Illustratoren und Cover-Designer