Autorin: A.C. Wise
deutscher Titel: Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland
Originaltitel: Wendy, Darling
Reihe | Band: Dunkles Nimmerland | Band #1
Herausgeber: Cross Cult Entertainment; 1. Edition (02. April 2024)
Seitenzahl: 368 Seiten | Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3986664596
Genre: Dark Fantasy | Horror | Mystery
Umschlaggestaltung: Julia Lloyd / Images © Shutterstock
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Iris Bachmeier
Eine feministische Neuinterpretation dessen, was mit Wendy nach Neverland geschah.
Nimmerland ist ein Paradies für Kinder. Keine Regeln, keine Erwachsenen, nur endlose Abenteuer und verwunschene Wälder – alles angeführt von dem charismatischen Jungen, der nie alt werden würde.
Doch Wendy Darling wurde erwachsen. Sie verließ Nimmerland und wurde eine Frau, eine Mutter und eine Überlebenskünstlerin. Und jetzt ist Peter Pan zurückgekehrt, um eine neue Wendy für seine verlorenen Jungs zu holen – Wendys Tochter!
Sie muss Peter zurück nach Nimmerland folgen, um ihre Tochter zu retten und sich endlich der Dunkelheit im Herzen der Insel zu stellen.
Coverabbildung und Inhaltsangabe: © Cross Cult Verlag
Meine Meinung:
„Wendy, Darling“ von A. C. Wise ist eine düstere Neuinterpretation von „Peter Pan“ und der erste Band der Reihe „Dunkles Nimmerland“.
Jeder der die Geschichte von „Peter Pan, seinen verlorenen Jungs und Nimmerland“ kennt, weiß, dass Peter Angst vor dem Erwachsenwerden hat und die Realität in Nimmerland mit der fantasievollen Traumvorstellung eines einzelnen Jungen verschwimmt. Keine Verantwortung, keine Konsequenzen, nur unendlicher Spaß!
Doch was passiert, wenn der Traum wie eine Seifenblase zerplatzt, die Schatten einen einholen und die Realität über einen hereinbricht?
All dies hat A. C. Wise in ihrer Geschichte auf wunderbare Art und Weise inszeniert, wobei sie sich dicht am Original orientiert hat um daraus eine wahrhaft erschreckende Version ihrer eigenen Fortsetzung zu erschaffen. Die Schrecken stehen dabei nicht nur auf dem Papier niedergeschrieben und sind zwischen den Zeilen herauszulesen, sie spiegeln sich auch hervorragend in der Atmosphäre der Geschichte wieder. Denn der Reihen-Titel „Dunkles Nimmerland“ ist hier Programm.
Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich aus zwei sich abwechselnden Zeitebenen.
Sie beginnt 1931. Wendy Darling ist mittlerweile erwachsen geworden, verheiratet und selbst Mutter einer Tochter. Doch die Abenteuer und Schrecken, welche sie und ihre beiden Brüder John und Michael mit Nimmerland verbinden, hat Wendy nicht vergessen. Eines Nachts, nach all den Jahren taucht Peter am Fenster ihrer Tochter Jane auf um „seine Wendy“ wieder nach Hause zu holen. Doch will er Wendy nicht erkennen und entführt statt ihrer Jane nach Nimmerland. Um ihre Tochter zu retten, muss Wendy sich den Schatten ihrer Vergangenheit stellen und erneut zurück nach Nimmerland reisen.
Aber gleichzeitig erhalten wir auch Einblicke aus Janes Sicht, als sie sich plötzlich in einer ihr völlig fremden Welt wiederfindet. Dort wird sie mit Dingen konfrontiert und in eine Rolle gezwängt, welche auch sie umgehend meistern muss.
Die zweite Ebene spielt um 1917. Die Zeit, welche Wendy, John und Michael in Nimmerland verbrachte, gilt bei ihrer Rückkehr nach London als Tabu-Thema. Äußere Umstände drängen dazu, dass die Darlings erwachsen werden müssen und so blenden John und Michael ihre Erinnerungen an die Ereignisse in Nimmerland mit jedem Tag mehr aus. Doch Wendy beharrt auf ihrer Meinung, dass alles real gewesen sei und wird regelrecht hysterisch. Zum Schutz aller, allen voran ihrer selbst, wird sie in die Anstalt St. Bernadette eingeliefert. Dem einzigen Menschen, den sie sich dort anvertrauen kann ist ihre neugewonnene Freundin Mary, eine Tochter des Kainai-Stamms Kanadas. Gemeinsam trotzen sie jeglicher Widrigkeit, die ihnen entgegengebracht wird.
Und so entführt uns die Autorin auch hier nicht nur in ein unheilverkündendes Abenteuer, sondern konfrontiert uns ebenfalls mit den Grausamkeiten menschlicher Natur, physischen Erkrankungen, Frauenhass, Fremdenfeindlichkeit und LGBTQIA+.
A. C. Wise vermag es ihren Charakteren Leben einzuhauchen, sie durch ihr Handeln realistisch und glaubwürdig wirken zu lassen. Seien es die Haupt- oder Nebencharaktere ihre Rollen wurde ihnen perfekt auf den Leib geschneidert.
Wendy wirkt zunächst instabil und zerbrechlich. Doch wächst sie an ihren Herausforderungen und gewinnt an innerlicher Stärke. Es ist interessant ihre Entwicklung zu beobachten. Ihre Tochter Jane ist hingegen von Natur aus ein aufgewecktes Mädchen mit vielen Interessen. Auch bei ihr macht es Freude zu lesen, wie sie die gegenwärtige Lage meistert.
Peter Pan ist geradezu zwielichtig. Der Junge ohne eigenen Schatten. Er wirkt launenhaft, düster und gefährlich, obgleich er noch derselbe Junge von damals zu sein scheint und doch irgendwie anders. Niemand vermag es gegen ihn aufzubegehren, denn das spricht gegen die Regeln.
Die beklemmende Stimmung macht sich auch im Tumult seiner Verlorenen Jungs breit. Wenngleich sie nur ein Haufen spielender Kinder sind, so sind sie wild und ungezähmt.
Am liebsten von allen und sofort ans Herz gewachsen ist mir Mary. Wendys beste Freundin, die sie in der Anstalt St. Bernadette kennenlernt. Sie hilft Wendy nicht nur dabei die grausame Zeit zu überstehen, sondern lernt sie auch das Nähen und Kochen. Zudem ist die Kainai extrem scharfsinnig und empathisch, wenngleich auch sie eine wilde ungezähmte Seite an sich hat.
Und auch Tiger Lily, Wendys alte Freundin aus Nimmerland spielt eine ausschlaggebende Rolle, bringt faszinierende Mythen mit ins Spiel und muss viel Leid über sich ergehen lassen.
Auch die Männer ringen ein jeder mit seinem eigenen Schicksal. Michael kämpft seit seiner Rückkehr aus dem Krieg nicht nur mit körperlichen Gebrechen sondern auch mit psychischen Traumata. Auf Johns Schultern lastet all die Verantwortung für seine beiden Geschwister und er tut alles um das Ansehen der „Darlings“ zu bewahren. Und Ned, Wendys Ehemann, hat genauso schwer unter der Autorität seines tyrannischen Vaters zu leiden wie jeder andere, der nicht den Idealvorstellungen dessen Weltbildes entspricht.
Obwohl „Wendy, Darling“ nicht ganz das magisch-fantastische Abenteuer ist, welches ich mir erhofft habe, hat es mich in seiner Ausarbeitung auf seine ganz eigene skurrile Art doch überrascht. Es gab einige spannende Horrorelemente, die wirklich Spaß gemacht haben zu lesen. Die Momente mit Peter Pan waren stets gruselig, zugleich aber auch etwas anstrengend. So wie Peters Wesen nun mal ist – sehr launisch! Wendys Kapitel insbesondere die vielen Rückblenden in ihre Vergangenheit wiederholen sich vielfach, verdeutlichen so zwar ihre Traumata, wirkten dadurch auf mich jedoch ein wenig langweilig! Am besten unterhalten haben mich Janes Kapitel. Sie wirkten wie ein neuer Wind erfrischend und spannend zugleich!
Fazit:
„Wendy, Darling“ von A. C. Wise ist eine düstere Neuinterpretation von „Peter Pan“, die eine schaurige Fortsetzung von Wendys Leben nach ihrer Rückkehr aus Nimmerland erzählt und mich gut unterhalten hat. Für Fans von Peter Pan Nacherzählungen, die gerne düstere Märchenadaptionen lesen und auf Gothic Horror stehen!
Wertung in Elchen:
4 von 5 Elchen
A.C. Wise
A.C. Wise is the author of the novels Wendy, Darling, and Hooked, along with the recent short story collection, The Ghost Sequences. Her work has won the Sunburst Award for Excellence in Canadian Literature of the Fantastic, and has been a finalist for the Nebula Awards, Stoker, World Fantasy, Locus, British Fantasy, Aurora, Lambda, and Ignyte Awards. In addition to her fiction, she contributes a review column to Apex Magazine.
(Quelle + Infos: http://acwise.net/about-me/)
Transparenz:
“Wendy, Darling” von A.C. Wise erschienen bei Cross Cult Entertainment ist ein Hardcover, welches ich mir selbst gekauft habe, da ich Märchenadaptionen liebe und mich der Klappentext neugierig gemacht hat. Dieser Beitrag ist nicht bezahlt oder gesponsert. Er spiegelt meine eigene Meinung wieder. Der Beitrag ist dennoch als Werbung gekennzeichnet, da dieser Beitrag zum Kauf anregen könnte.
Fotos: © Michèle Seifert | Elchi’s World of Books & Crafts
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